
Vom Hörsaal ins Cockpit: Zehn Jahre Aeronautical Engineering
13 Juni 2025
2015 startet der duale Studiengang Aeronautical Engineering an der Universität der Bundeswehr München (UniBw M) mit einer klaren Mission: Junge Menschen auf den fliegerischen Dienst vorzubereiten. Im Juni 2025 feiert der Studiengang sein zehnjähriges Bestehen.
„Schon als Kind wollte ich Pilot werden. Die Faszination für die Fliegerei hat mich nie losgelassen“, erklärt Fähnrich Victor G., der Aeronautical Engineering an der UniBw M studiert. Der Studiengang im Bereich der Luftfahrttechnik ist einzigartig: er kombiniert ein ingenieurwissenschaftliches Studium mit der fliegerischen Ausbildung. Seine Absolventinnen und Absolventen besitzen nach erfolgreichem Abschluss nicht nur den akademischen Titel Bachelor of Engineering, sondern auch eine Fluglizenz.
Aeronautical Engineering: Ein Studium zum Abheben
Im Rahmen des im Trimester-System stattfindenden Bachelor-Studiums erlernen Studierende in 4,5 Jahren die Kunst des Fliegens mit engem Bezug zu Ingenieurwissenschaften. Studierende können sich in unterschiedlichen Studienrichtungen zum Luftfahrzeugführer für Jetflugzeuge, Transportflugzeuge, Hubschrauber oder Drohnen ausbilden lassen.
„Mit dem Studium Aeronautical Engineering wollte ich nicht nur die Praxis, sondern auch die technischen Zusammenhänge hinter der Fliegerei verstehen. Mich begeistert die Kombination aus ingenieurwissenschaftlicher Tiefe und einem gewissen Anteil wirtschaftlicher Grundlagen. Ich will die Systeme, in denen ich später arbeite, ganzheitlich verstehen, von der Aerodynamik bis hin zu logistischen und betrieblichen Aspekten“, berichtet Fähnrich Victor G.
Der Offizieranwärter besuchte im Rahmen seines Studiums eine Konferenz zum Thema „Defence and Space“ an der École de l'air et de l'espace in Frankreich, wo der Soldat einen Einblick in die Ausbildung anderer Luftwaffen erhielt. Der Austausch mit Offizieranwärterinnen und -anwärtern anderer Nationen war für ihn eine Bereicherung: „Solche Erlebnisse geben dem Studium Tiefe und zeigen, wie vielfältig und zukunftsorientiert unser Tätigkeitsfeld ist.“
Auch Leutnant Laura B. reizte der Studiengang mit seinem dualen Konzept, da sie im Studium viel über die Luftfahrzeuge, die sie als Pilotin künftig bedienen wird, lernt. „Wenn ich also den Switch im A400M zum Engine Start umlege oder einen Stick Input gebe, weiß ich grob, was in dem Flugzeug vorgeht und welche Systeme welche Aufgabe haben. Auf diese Art gibt es das in keinem anderen Studiengang“, meint Leutnant Laura B.
Erste fliegerische Lehrgänge wie die fliegerische Erstausbildung, nach der man die Fliegerkombi im Tagesdienst tragen darf, und der Lehrgang „Überleben auf See“ an der Marineoperationsschule in Bremerhaven waren für sie spannende Ereignisse im Rahmen der Ausbildung.
Von Aerodynamik bis zum Überlebenslehrgang
Neben Grundlagen in Mathematik und Mechanik vermittelt der Studienplan beispielsweise auch technische Inhalte in den Bereichen Aerodynamik, Konstruktion oder Flugzeugbau und wirtschaftswissenschaftliche Inhalte im Projektmanagement, in BWL und Logistik oder im Luftverkehrswesen. Aber auch die fliegerische Ausbildung, die zum Beispiel Module in Luftfahrtenglisch und Überlebenslehrgänge einschließt, und die Einweisung am Flugsimulator kommen während des Studiums nicht zu kurz.
Die praktische fliegerische Ausbildung findet unter anderem an internationalen Standorten wie Goodyear in Arizona (USA) und Montpellier in Frankreich statt. Nach dem Studium werden Absolventinnen und Absolventen in den fliegerischen Dienst übernommen und auf spezifische Luftfahrzeugmuster der Bundeswehr eingewiesen.
Die UniBw M feiert das Erfolgsmodell Aeronautical Engineering
Das Institut für Aeronautical Engineering sowie der Studierendenfachbereich AERO wurden im Sommer 2015 am Standort Ludwig Bölkow Campus in Taufkirchen mit dem Ziel einer Pilotenausbildung auf akademischem Niveau gegründet. Der Studierendenfachbereich AERO ist dabei quasi ein Nachfolger der ehemaligen 9. Inspektion der Offizierschule der Luftwaffe. Fachlich untersteht der Studierendenfachbereich AERO dem Luftwaffentruppenkommando der Bundeswehr.
Anlässlich des Jubiläums fand am 5. Juni 2025 eine Festveranstaltung im Audimax der UniBw M statt. Die Präsidentin der UniBw M, Prof. Eva-Maria Kern, der Leiter des Studierendenfachbereichs AERO, Oberstleutnant Alexander von Rosen, der Leiter des Studiengangs Aeronautical Engineering, Prof. Andreas Hupfer, der an der Gründung des Studiengangs beteiligte ehemalige Vizepräsident Prof. Matthias Heinitz sowie der Unterabteilungsleiter des Kommando Luftwaffe, Oberst Matthias Lorek, hielten in diesem Rahmen eine Ansprache.
„Seit 2015 haben 349 Soldatinnen und Soldaten das Studium Aeronautical Engineering begonnen“, erklärt Oberstleutnant Alexander von Rosen in seiner Rede. Hinzu kommen Lehrgangsteilnehmende, also Anwärterinnen und Anwärter, die bereits ein Master-Studium absolviert haben oder nicht studieren und direkt in die Pilotenausbildung gehen. Insgesamt hat der Fachbereich AERO bisher rund 500 Anwärterinnen und Anwärter betreut; sie stellen einen Anteil von etwa 20 Prozent der rund 2.500 fliegenden Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr. Zehn Jahre nach seiner Gründung hat sich der Studiengang Aeronautical Engineering nicht nur als fester Bestandteil der UniBw M etabliert, sondern diente mittlerweile 149 Absolventinnen und Absolventen als Sprungbrett ins Pilotenleben.
Prof. Andreas Hupfer blickte in seiner Rede unter anderem auf die Herausforderungen der Anfangszeit zurück: Innerhalb kurzer Zeit mussten beispielsweise leere Räume auf dem Ludwig Bölkow Campus bezogen und Labore aufgebaut werden. „Die Investitionen der Anfangszeit haben sich gelohnt“, so das Fazit von Prof. Hupfer. Den Studiengang Aeronautical Engineering bewertet er als einen „riesigen Erfolg“. Besonders hob er die praxisnahe Lehre in kleinen Gruppen hervor, durch die man besonders viel lerne. Die Kombination aus Theorie und Anwendung sei entscheidend für den Erfolg des Studiengangs, der im Oktober 2015 mit 15 Studierenden startete, gewesen.
Die Jubiläumsfeier zeigte, wie viel Leidenschaft, Engagement und Pioniergeist im Studiengang Aeronautical Engineering stecken. Das überträgt sich auch auf die Studierenden: „Ich weiß, warum ich mich für diesen Weg entschieden habe. Ich sehe das Studium als eine Möglichkeit, mich persönlich weiterzuentwickeln und als künftiger Offizier ein gutes Vorbild zu sein. Disziplin, Ausdauer und der Wille zur Bildung sind Eigenschaften, die ich hier täglich trainiere, mit dem Ziel, später Verantwortung zu übernehmen“, schließt Fähnrich Victor G.
Weitere Informationen zum Studiengang unter: https://www.unibw.de/aero/studiengang
Titelbild: Pilotenanwärterinnen und -anwärter trainieren im Flugsimulator (© Universität der Bundeswehr München/Merl)