„Ein Brückenbauer“: Die UniBw M ehrt verstorbenen Ingenieur George Leitmann

12 Juni 2025

Seit 2005 findet die George Leitmann Lecture an der UniBw M statt. Der prominente österreichisch-amerikanische Ingenieur und Mathematiker verstirbt am 19. Mai 2025 fünf Tage vor seinem 100. Geburtstag. Die UniBw M würdigt ihn.

Der prominente Vertreter der Ingenieurwissenschaften George Leitmann (24.5.1925 – 19.5.2025), der fast 60 Jahre lang an der University of California in Berkeley lehrte, genoss weltweit einen hervorragenden Ruf als Wissenschaftler und unterhielt zahlreiche internationale Verbindungen - so auch zur Universität der Bundeswehr München (UniBw M).

Vom Flugzeug bis zur Immunreaktion: Pionierarbeit in diversen Disziplinen

George Leitmann leistete wichtige Beiträge zur Theorie der optimalen Steuerung, zu Operations Research und zur Spieltheorie: seine Arbeit diente dazu, die Konstruktion von Flugzeugen und die Ballistik von Raketen zu optimieren, zu verstehen, wie die menschliche Immunreaktion funktioniert, wenn sie Krankheitserregern ausgesetzt ist, und um die Produktivität bei Geschäftsentscheidungen zu maximieren und Kosten gleichzeitig zu minimieren.

Um sein persönliches und wissenschaftliches Werk zu würdigen, rief die UniBw M auf Initiative von Prof. Stefan Pickl vom Institut für Theoretische Informatik, Mathematik und Operations Research die Vorlesungsreihe George Leitmann Lecture ins Leben, als der Ingenieur 2005 seinen 80. Geburtstag feierte. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die in den von George Leitmann repräsentierten Forschungsgebieten arbeiten und sich durch besondere internationale Forschungsleistungen auszeichnen, werden in diesem Rahmen zu Vorträgen eingeladen.

Posthume Geburtstagsfeier für George Leitmann in Berkeley

Am 24. Mai 2025 würdigte Prof. Stefan Pickl den Verstorbenen bei der posthumen Feier zu seinem 100. Geburtstag in Berkeley und überbrachte mit einer Miniaturbüste der Athene einen Gruß der UniBw M-Präsidentin Prof. Eva-Maria Kern. „Er war ein Brückenbauer“, rühmte ihn Prof. Pickl bei dieser Gelegenheit.

Freunde und Wegbegleiter erinnerten bei der Feier an ein Jahrhundertleben: Geboren in eine jüdische Familie in Wien, riss der Anschluss Österreichs 1938 den jungen George unvermittelt aus seiner Kindheit dort. Er konnte 1940 mit seiner Mutter in Italien ein letztes Schiff in die USA besteigen, während sein Vater in Europa zurückblieb und ermordet wurde. 1944 entschloss sich Leitmann, als amerikanischer Soldat zurückzugehen und gegen die Nationalsozialisten zu kämpfen. Sein Einsatz in Deutschland konfrontierte ihn mit den Gräueln der Nationalsozialisten: beim Vorrücken der US-Armee und 1946 als Vernehmungsoffizier bei den Nürnberger Prozessen gegen Kriegsverbrecher.

Der nächste Vortrag im Rahmen der George Leitmann Lecture wird vom ehemaligen ESA-Chef Jan Wörner gehalten. Der Termin wird noch bekanntgegeben.


Titelbild: George Leitmann bekommt 2013 den Orden der französischen Ehrenlegion (© UC Berkeley, Noah Berger)