Universität der Bundeswehr München
17 September 2018
Am 29. Juli 2025 waren Prof. Michael Eßig und Dr. Andreas Glas von der Universität der Bundeswehr München zu Gast bei Airbus Helicopters in Donauwörth. Im Austausch mit Vertreterinnen und Vertretern von Airbus standen zentrale Themen des strategischen Beschaffungsmanagements auf der Agenda – darunter langfristige Bedarfsplanung, Kapazitätsmanagement sowie evidenzbasierte Beschaffungsstrategien. Neben einer Werksführung bot insbesondere die Diskussion praxisnahe Einblicke in die Herausforderungen und Potenziale der Zusammenarbeit zwischen öffentlicher Hand und Industrie.
In ihrer aktuellen Publikation analysieren Julia Werneth, Dr. Christian von Deimling und Prof. Michael Eßig die Rolle von Challenges als Instrument innovationsorientierter öffentlicher Beschaffung. Die Studie zeigt anhand eines Fallbeispiels, wie Challenges gezielt genutzt werden können, um innovative Lösungen für komplexe öffentliche Aufgabenstellungen zu fördern. Im Fokus stehen zentrale Merkmale, Erfolgsfaktoren und ein idealtypischer Prozessverlauf solcher Innovationswettbewerbe. Werneth, Julia; Deimling, Christian von; Eßig, Michael (2025): Challenges as a Catalyst for Innovation in Public Procurement: A Case Study on Characteristics, Process and Success Factors. In: Journal of Innovation Economics and Management, 194–42. DOI: 10.3917/e.jie.pr2.0194
Im Juli wurde das Projekt zur IT-Beschaffungsstrategie in Zusammenarbeit mit dem Bundesministerium für Digitales und Staatsmodernisierung erfolgreich abgeschlossen. Zu diesem Anlass traf sich das Arbeitsgebiet Beschaffung mit dem CPO des Bundes für IT-Beschaffung, Herrn Felix Zimmermann.
Im Rahmen eines zweitägigen Workshops im Bundesministerium der Verteidigung in Berlin diskutierten Expertinnen und Experten zentrale Herausforderungen beim Umgang mit Lebenszykluskosten (LCC) in der Rüstungsplanung. Teilgenommen haben Vertreterinnen und Vertreter aus den Abteilungen Rüstung, Planung, Mittelfristplanung, dem Kostenkompetenzzentrum sowie internationale Gäste aus der Schweiz und Österreich. Die Universität der Bundeswehr München war durch Dr. Andreas Glas, Franziska Binder und Elizabeth Girin vertreten, die aktuelle Forschungsperspektiven und Impulse zur Weiterentwicklung des strategischen Kostenmanagements einbrachten: Dr. Andreas Glas betonte die wachsende Bedeutung eines ganzheitlichen Lebenszykluskostenmanagements (LCCM) vor dem Hintergrund der sicherheits- und finanzpolitischen „Zeitenwende 2.0“. Er verwies insbesondere auf die Implikationen des Beschaffungsbeschleunigungsgesetzes und der angestrebten Neuinterpretation der Schuldenbremse für ein strategisches Kostenverständnis in der Bundeswehr. Franziska Binder präsentierte Ergebnisse aktueller Forschung zum Entscheidungsverhalten im Umgang mit Lebenszykluskosten. Im Zentrum standen verhaltensökonomische Verzerrungen, die insbesondere in regulierten Beschaffungsumgebungen auftreten. Als Lösungsansatz stellte sie das Konzept einer „Kostenkultur“ vor – ein ganzheitlicher Ansatz, der tief verankerte Denk- und Handlungsmuster in Organisationen adressiert und damit langfristig ein kostenbewusstes Verhalten stärkt. Elizabeth Girin skizzierte grundlegende Ideen für den Aufbau eines strategischen Kostenmanagements in der Bundeswehr. Dabei standen Ansätze im Mittelpunkt, wie Kostenaspekte systematisch über den gesamten Lebenszyklus hinweg in Planung, Beschaffung und Nutzung militärischer Fähigkeiten integriert werden können. Der interdisziplinäre Austausch zeigte deutlich, wie wichtig eine langfristige und kulturverankerte Perspektive auf Lebenszykluskosten für eine zukunftsfähige Rüstungsplanung ist. Die Universität der Bundeswehr München leistet mit ihrer Forschung und Beratung einen wichtigen Beitrag zur Weiterentwicklung dieses strategischen Handlungsfelds.
Die Langzeitstudie Defence Industry Compass geht 2025 in die sechste Runde: Über 100 Teilnehmende aus der deutschen Sicherheits- und Verteidigungsindustrie haben über einen Online-Fragebogen ihre Meinung abgegeben. Dabei sind 78% der Befragten in Führungspositionen der entsprechenden Unternehmen. Die Studie kam zu einer Reihe bemerkenswerter Kernergebnisse, die ein differenziertes Bild der aktuellen Lage und zukünftigen Herausforderungen in der Branche zeichnen. Trotz der anhaltenden gesamtwirtschaftlichen Flaute in Deutschland verzeichnet die Branche eine außergewöhnlich positive Geschäftssituation. Insbesondere beim Auftragseingang und bei den Erwartungen wurde ein historisches Rekordhoch erreicht – ein deutliches Zeichen für das gestiegene sicherheitspolitische Bewusstsein und die daraus resultierende Investitionsbereitschaft. In Bezug auf die Lieferfähigkeit zeigt sich die deutsche Sicherheits- und Verteidigungsindustrie (SVI) grundsätzlich gut aufgestellt. Allerdings hemmen die weiterhin langwierigen und komplexen Vergabeprozesse der Bundeswehr die zügige Umsetzung von Projekten und wirken sich bremsend auf das gesamte System aus. Ein weiterer zentraler Trend ist die zunehmende Bedeutung softwarebasierter Technologien im Verteidigungsbereich („Software Defined Defence“). Der wachsende Anteil von Software und Künstlicher Intelligenz (KI) in Kernsystemen führt jedoch zu einer verstärkten Abhängigkeit von externen Anbietern, was sowohl technologische als auch strategische Risiken birgt. Die Potenziale von KI-Technologien sind in der Branche klar erkannt worden. Erste produktive Anwendungen werden bereits umgesetzt, was die steigende Reife („AI Readiness“) und Akzeptanz dieser Technologien im sicherheitsrelevanten Umfeld unterstreicht. Ein wesentlicher Hebel für die rasche Entwicklung neuer Fähigkeiten bleibt der Technologietransfer aus zivilen in militärische Anwendungsbereiche. Der erfolgreiche Transfer innovativer Lösungen aus der zivilen Wirtschaft erweist sich dabei als zentral für die Stärkung der Verteidigungsbereitschaft („Defence Readiness“). Schließlich offenbart die Studie Schwächen im Bereich der Resilienz: Der Schutz eigener Produktionsstandorte wird im Falle einer krisenhaften Zuspitzung oder eines Verteidigungsfalls bislang als unzureichend eingeschätzt. Hier besteht aus Sicht der Branche dringender Handlungsbedarf, um kritische Infrastrukturen besser abzusichern und somit die Versorgungssicherheit im Ernstfall zu gewährleisten. Abschließend lässt sich festhalten: Geld ist wichtig: Eine langfristige, verlässliche Finanzierung schafft Planungssicherheit für Industrie, Forschung und Lieferketten. Ohne stabile Budgets sind weder Investitionen noch Kapazitätsaufbau möglich. Geld ist nicht alles: Was fehlt, sind schlanke Prozesse, klare Verantwortlichkeiten und Beschaffung, die Wirkung erzielt. Reformen sind kein „nice-to-have“, sondern sicherheitsrelevant. Strategische Beschaffung ist unerlässlich: Einzelprojekte reichen nicht – gebraucht wird ein ganzheitliches, strategisches Lieferantenmanagement und eine abgestimmte Rüstungsplanung, um „gute“ Beschaffung mit exzellenten Lieferanten zu realisieren. Eine Wiederholung der Studie ist spätestens für das Jahr 2027 vorgesehen. Das Forschungsteam der Universität der Bundeswehr freut sich jederzeit über Hinweise, Rückmeldungen und fachliche Anmerkungen zur Weiterentwicklung der Untersuchung. Link zur Studie (Reiter „Langzeitstudien“): https://www.unibw.de/beschaffung/publikationen Autoren: Dr. Andreas H. Glas, Prof. Dr. Michael Eßig, Max E. Hamscher
Am 2. Juli 2025 fand im IHK-Haus Stuttgart das Netzwerktreffen „Defence und Gesamtverteidigung“ der IHK Region Stuttgart statt. Unter den geladenen Expertinnen und Experten war auch Prof. Dr. Michael Eßig vertreten, der einen Kurzimpuls zum Thema „Vernetzung von Wirtschaft und Verteidigungsindustrie“ beisteuerte. In seinem Vortrag zeigte Prof. Eßig auf, dass Resilienz, Technologietransfer und Kapazitätsaufbau zentrale Herausforderungen für die Gesamtverteidigung darstellen. Anhand eines dreistufigen Modells verdeutlichte er die Relevanz der Lieferkettenabsicherung, der „Dual Use“-Potenziale sowie der strategischen Steuerung der sicherheits- und verteidigungsindustriellen Basis (SVI) – sowohl in der Tiefe der Lieferkette als auch in ihrer Breite. Sein Appell: Die Sicherheits- und Verteidigungsindustrie müsse nicht nur durch Investitionen, sondern auch durch gezielte Mobilisierung von Marktteilnehmern und durch innovationsorientierte öffentliche Beschaffung gestärkt werden. Dabei komme der Bundeswehr als öffentlichem Auftraggeber eine Schlüsselfunktion zu – mit Blick auf langfristige Bedarfe, planungssichere Investitionen und strategische Partnerschaften.
Im Juni 2025 fand erneut das Modul „Strategic Procurement and Quality Management“ im Rahmen des International Master in Public Procurement Management (IMPPM) statt. Der Kurs ist Teil eines internationalen Masterprogramms, das unter anderem von der Universität Rom Tor Vergata koordiniert und von den Vereinten Nationen unterstützt wird. Prof. Michael Eßig und Dr. Andreas Glas gestalteten die Lehrveranstaltung unter dem Titel „Strategic Public Procurement / Purchasing Strategy and Organization“, die zentrale strategische Fragestellungen der öffentlichen Beschaffung adressiert. Die Veranstaltung verknüpft konzeptionelle Grundlagen mit praxisrelevanten Perspektiven – etwa zur strategischen Gestaltung von Beschaffungsprozessen, zu Lebenszykluskosten, leistungsbezogenen Vergabemodellen (Performance-Based Contracting) sowie zur kooperativen Beschaffung. In einem „Helicopter Case Study“-Format erlebten die Teilnehmenden außerdem interaktiv die Komplexität öffentlicher Beschaffung aus Sicht von Bedarfsträgern und Anbietern. Mit dem Kurs setzt Prof. Eßig seine langjährige Lehr- und Forschungstätigkeit im Bereich strategische öffentliche Beschaffung fort. Die Inhalte des Moduls stehen in enger Verbindung zu aktuellen Entwicklungen und Fragestellungen der deutschen und europäischen Beschaffungspraxis – etwa im Kontext innovationsorientierter Vergabeverfahren und der Reformdiskussion um „Value for Money“ im öffentlichen Sektor.