Universität der Bundeswehr München
17 September 2018
Wie lässt sich Nachhaltigkeit in der militärischen Beschaffung konkret umsetzen? Mit dieser Frage beschäftigten sich Studierende der Universität der Bundeswehr München im Rahmen einer Projektarbeit – in enger Zusammenarbeit mit dem Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw). Unter Betreuung durch das Arbeitsgebiet Beschaffung (Prof. Dr. Michael Eßig, Dr. Andreas Glas, Julia Werneth, Alessa Kozuch) entwickelten die Studierenden ein interaktives Tool, das mehr als 260 Nachhaltigkeitskriterien in 44 Kategorien umfasst. Es dient künftig als Arbeitshilfe für Beschäftigte im BAAINBw, um umwelt- und sozialverträgliche Anforderungen frühzeitig und systematisch in Vergabeverfahren zu integrieren. Das Tool wurde in einem halben Jahr Projektarbeit erarbeitet, inklusive Analyse vergaberechtlicher Grundlagen, bestehender Strategien und konkreter Prozesse im BAAINBw. Ziel war es, einen praxisnahen Katalog zu schaffen, der eine effiziente, rechtssichere und nachhaltige Beschaffung unterstützt – ohne die Anforderungen der „beschleunigten Beschaffung“ zu konterkarieren. Das Arbeitsgebiet Beschaffung bedankt sich recht herzlich bei allen Beteiligten.
In der aktuellen Ausgabe der Industry 4.0 Science zeigen Dominik Oehlschläger, Andreas H. Glas und Michael Eßig, wie der Einsatz Digitaler Zwillinge der Kundenbedarfe (DZKB) die strategische Steuerung der Beschaffung maßgeblich verbessern kann. Der zentrale Gedanke: Die klassischen Informationsflüsse – vom Endkunden über interne Funktionsbereiche hin zur Beschaffung – sind zu indirekt und träge, um auf heutige, dynamische Märkte adäquat zu reagieren. Der Beitrag schlägt daher einen Brückenschlag vor: Digitale Zwillinge erfassen und simulieren Kundenanforderungen in Echtzeit und leiten daraus unmittelbar operative Beschaffungsentscheidungen ab. Ein Simulationsexperiment zur Arbeitsbekleidungsbeschaffung zeigt eindrucksvoll, wie mit zunehmendem Reifegrad des DZKB die Fehlpassquote und die Retouren signifikant sinken – bis zu 50 % weniger Fehlartikel und über 27 % weniger Versandvolumen. Für die Forschung zur strategischen öffentlichen Beschaffung bietet dieser Ansatz spannende Anknüpfungspunkte: DZKB eröffnen ein datenbasiertes Bedarfsmanagement, das nicht nur responsiver, sondern auch kundenintegrierter und nachhaltiger ist. Sie könnten insbesondere dort relevant werden, wo öffentliche Auftraggeber Nutzerbedarfe (z. B. von Bürger:innen, Pflegepersonal oder Bildungseinrichtungen) direkter und vorausschauender einbeziehen wollen. Der Beitrag macht klar: Kundenorientierung in der Beschaffung ist keine Marketingfloskel, sondern eine datenstrategische Herausforderung – mit hohem Potenzial für Innovation, Effizienz und Versorgungssicherheit. 🔗 Vollständiger Artikel: Industry 4.0 Science, Ausgabe 3/2025, S. 118–124
Wie kann der Staat seine Marktmacht nutzen, um nachhaltige Entwicklung voranzutreiben? Dieser Frage ist ein Forschungsteam Arbeitsgebiets Beschaffung gemeinsam mit der Bertelsmann Stiftung nachgegangen. Das Ergebnis: Die öffentliche Hand schöpft ihr Potenzial zur Förderung von Nachhaltigkeit bei der Beschaffung bei weitem nicht aus. Obwohl jährlich Waren und Dienstleistungen im Wert von 350 bis zu 550 Milliarden Euro eingekauft werden – rund 15 % des BIP –, spielen Nachhaltigkeitskriterien bislang nur eine untergeordnete Rolle. Auf kommunaler Ebene fließen sie aktuell nur in 13,7 % der Vergaben ein – Tendenz sinkend. Die Studie identifiziert zentrale Hemmnisse in vier Bereichen: unklare rechtliche Vorgaben, fehlende strategische Steuerung, ungeeignete Prozesse sowie mangelnde Angebote am Markt. Besonders gravierend: Der Wille zu nachhaltiger Beschaffung ist häufig vorhanden – es fehlt jedoch an Ressourcen, Know-how und institutioneller Verankerung. Die Forschenden zeigen auch Wege auf, wie Kommunen gegensteuern können – etwa durch gezielte Schulung, klare Kriterien, Monitoring und Nutzung der vorhandenen rechtlichen Spielräume. Weitere Informationen: https://fosteringinnovation.de/oeffentliche-beschaffung-warum-der-staat-kein-vorbild-fuer-nachhaltige-entwicklung-ist/ https://transforming-economies.de/oeffentliche-beschaffung-warum-der-staat-kein-vorbild-fuer-nachhaltige-entwicklung-ist/
Wie kann Beschaffung zur strategischen Stärke werden? In seinem Vortrag am 6. Mai 2025 beim Wirtschaftsbeirat Bayern in München zeigte Prof. Eßig vom Arbeitsgebiet Beschaffung, welche zentrale Rolle eine evidenzbasierte und strategisch ausgerichtete Beschaffung für die Bundeswehr spielt. Angesichts wachsender Investitionen und neuer regulatorischer Spielräume ist klar: Beschaffung wirkt – nach innen zur Leistungsfähigkeit des Staates und nach außen als Hebel zur Transformation der Wirtschaft. Der Vortrag bot eine differenzierte Analyse aktueller Herausforderungen und Perspektiven – von der Markterkundung über innovationsorientierte Vergabeverfahren bis hin zur strategischen Steuerung komplexer Lieferketten.
Am 10. und 11. April 2025 lud das Institut für Transportwirtschaft und Logistik der Wirtschaftsuniversität Wien, unter der Leitung von Prof. Dr. Kummer, die Professoren (Prof. Eßig und PD Dr. Andreas Glas) und Promovierenden des Arbeitsgebiets Beschaffung der Universität der Bundeswehr München zum internationalen Doktorandenseminar nach Wien ein. Das Arbeitsgebiet Beschaffung war mit spannenden Forschungsbeiträgen vertreten: Kübra Ates präsentierte zum Thema „Smart Contracting Design: Konzeption einer Entscheidungslogik zur digitalen Anreizgestaltung für eine vertragsbasierte Lieferantensteuerung“ Franziska Binder stellte ihre Arbeit „Verlässlichere Beschaffungsentscheidungen mithilfe des Lebenszykluskostenmanagements: Eine Untersuchung zum Verhalten von Entscheidungsträgern des öffentlichen Sektors“ vor Julia Werneth sprach über „Strategieimplementierung in der öffentlichen Beschaffung: eine beschaffungsmarktorientierte Perspektive“ Alessa Kozuch thematisierte die „Implementierung ökologisch nachhaltiger öffentlicher Beschaffung: Eine Untersuchung zur Intentions-Verhaltens-Lücke“ Cornelia Ebadi referierte über „Erfolgsfaktoren für die Implementierung von Performance-based Contracting als Beschaffungsstrategie“ Dominik Oehlschläger präsentierte zum Thema „Customer-Driven Supply Management Facilitated by Digital Twins of Customer Demands“ Der Austausch mit den Kolleginnen und Kollegen aus Wien war nicht nur wissenschaftlich bereichernd, sondern trug auch zur stärkeren Vernetzung und Zusammenarbeit zwischen den beiden Forschungsteams bei. Das Arbeitsgebiet Beschaffung bedankt sich herzlich beim Institut für Transportwirtschaft und Logistik der Wirtschaftsuniversität Wien sowie allen involvierten Personen für die hervorragende Organisation und die große Gastfreundschaft. Das nächste internationale Doktorandenseminar findet voraussichtlich am 08. und 09. Oktober 2025 an der Universität der Bundeswehr München statt.
Am 08. April 2025 fand in Bonn die 20. IPT-Sitzung des Projekts IT-U CPM der Abteilung Rüstung im Bundesministerium der Verteidigung statt. Im Rahmen dieser Sitzung hielten Prof. Dr. Michael Eßig und ORR Simon Thürnagel einen gemeinsamen Impulsvortrag zur strategischen Bedeutung des Lebenszykluskostenmanagements (LCCM) für die öffentliche Beschaffung im Verteidigungsbereich. Ausgangspunkt war die Erkenntnis, dass der Großteil der Kosten von Rüstungsprojekten in der Nutzungsphase entsteht – mit Anteilen von bis zu 84 % an den gesamten Lebenszykluskosten. Dennoch wird LCC bislang vor allem als Planungsinstrument gesehen, seltener als aktives Steuerungselement im Beschaffungsprozess genutzt. Die im Vortrag vorgestellten Ergebnisse der LCCM IV-Studie zeigen deutlich: Die Industrie erwartet sich von LCC-Schätzungen Impulse zur Kostensenkung, in der Praxis bleibt diese Wirkung jedoch oft aus. LCC wird bislang eher zur Haushaltskonsolidierung als zur Entscheidungsunterstützung eingesetzt. Die Empfehlungen aus der Studie betonen daher: die frühzeitige Identifikation von Kostentreibern, die Integration von LCC-Daten in die Ausgestaltung von Leistungsanforderungen, sowie die durchgängige Verankerung von LCC in Vergabeprozesse.
Am 3. und 4. April 2025 fand der Auftakt unseres berufsbegleitenden Masterstudiengangs Public Management (MBA) statt – ein gelungener Start in eine spannende Studienzeit! Nach der feierlichen Begrüßung durch Prof. Dr. Eva-Maria Kern, Präsidentin der Universität der Bundeswehr München, Dr. Nicol Matzner-Vogel, Geschäftsführerin casc, sowie den akademischen Leitern Prof. Dr. Michael Eßig und Prof. Dr. Bernhard Hirsch, konnten die neuen Studierenden wertvolle Einblicke in den Studiengang gewinnen. Campusführungen, eine Vorstellungsrunde und ein gemeinsames Abendessen im UniCasino boten Raum für Austausch und Vernetzung. Am zweiten Tag standen die Studien- und Prüfungsordnung, die Lernplattform ILIAS, IT-Services sowie eine Bibliotheksführung im Fokus. Wir danken allen Teilnehmenden für den gelungenen Start und freuen uns auf eine lehrreiche und erfolgreiche Zusammenarbeit!